Was es alles nicht gebraucht hat – Teil 1: Meine Regeln, mein Drehbuch

CRM & more

Was es alles nicht gebraucht hat – Teil 1: Meine Regeln, mein Drehbuch

18. August 2025 Über mich Uncategorized 0

Ein wahres, wenn auch recht verbrauchtes Sprichwort besagt, dass jede Reise mit dem ersten Schritt beginnt. Sicher, aber viel wichtiger dürfte die Frage sein: Wie bleibe ich dabei? Denn der Anfangswiderstand, das ist das eine Problem – aber dem finalen Boss begegnet man jeden Tag aufs Neue: dem inneren Widerstand.

Jetzt gibt es verschiedene Wege, damit umzugehen: Manche suchen sich Trainingsbekanntschaften, andere nutzen optimierte Coaching- und Ernährungsprogramme, wiederum andere greifen zu Medikamenten. Das scheiterte bei mir aus diversen Gründen. Nachfolgend will ich die Gelegenheit nutzen, zu erklären, warum ich diese drei „Werkzeuge“ ganz bewusst nicht genutzt habe. Die Betonung liegt hierbei auf „ich“, denn was andere machen, ist deren Programm, und wie immer gilt: Ich kann nur beschreiben, was mir hilft. Der Kampf gegen das Gewicht fällt für jeden anders aus, es gibt nicht den Idealplan. Doch dafür muss man sich auf sich selbst einstellen, erkennen, was gut und nicht gut für einen ist. Nur wer sich selbst akzeptiert und sich als Einheit sieht, kann diese Reise dauerhaft angehen. Und zur Akzeptanz gehört, dass es Dinge gibt, die man eben nicht will.

Fangen wir also gleich mit dem ersten Thema an, das für mich nicht infrage kam: Gemeinsames Training mit anderen. Und ich betone hier, quasi als Disclaimer, dass dieser Blogbeitrag bewusst eine gewisse Härte ausdrückt, was aber keine Wertung über andere beinhaltet. Wie auch: Ich kenne euch nicht.

Aber ich kenne mich, ich bin anders:

Ich trainiere allein.

Ich will mich von niemandem und dessen Rhythmus abhängig machen, noch will ich irgendwen coachen – ich bin extrem wankelmütig, kenne nur einen Plan: „spontan“. Wenn ich abends um 22 Uhr auf die Idee komme: „Jetzt mal aufs Band“, will ich nicht noch jemanden anrufen und fragen: „Hey, Bock aufs Band?“, es sei denn, ich wüsste zu 100 %, dass die Antwort lautet: „Klar, ich hab zwar noch ein Kind, um das ich mich kümmern muss, aber das lass ich mit dem Fön und dem Bad allein – was soll schon schiefgehen?!“.
Abgesehen davon mag ich nicht, andere Leute ständig zu coachen: Meine Motivation ist eine kleine Pflanze im Tornado, und diese Pflanze kann es nicht gebrauchen, wenn man dann jemanden spontan anruft und die Person erst mal mit einem Bagger aus dem Motivationsloch getragen werden muss: „Boah, muss das? Ich weiß nicht, meeeeh“. Ich bin kein PEZ-Spender für „Lass mal machen“, nicht unmittelbar vor und während meines Ablaufs.

Abgesehen davon höre ich beim Training auf eine Person: mich. Da ist nicht viel für „Du“ oder „Wir“ und schon gar nicht für „Die da“. Schwer zu glauben, weil alle Welt meint, ich wäre ein übereifriger Klebestift mit Superkleber-Ambitionen: Das absolute Gegenteil ist der Fall.

Wenn ich einen Tagebucheintrag für eine solche Übungseinheit verfassen würde, würde sich das so lesen:

Liebes Tagebuch!

Heute war ein schöner Tag. Ich beschloss, zum Training zu fahren. Dort angekommen, habe ich geparkt – das war auch recht einfach, denn es gibt immer genug Parkplätze, vor allem an sehr heißen Tagen wie heute!
Ich also ausgestiegen, rein ins Gebäude, habe die Trainer freundlich begrüßt. Die sind immer sehr nett, sehr hilfsbereit. Ich bin hier gern – so wie vor zwei Tagen und in zwei Tagen auch.
Ich bin direkt weiter, habe mich umgezogen, danach habe ich meine Flasche aufgefüllt: Trinken ist wichtig, idealerweise schon deutlich vor dem Training!

Danach ging es auch schon los mit dem Training.
Schwarzes Loch
So, ich sitze wieder im Auto. Das war mein Trainingstag.

Schönen Tach noch!

Das ist ein völlig normaler Trainingstag.
Ich erinnere mich an nichts, da war nichts, nie etwas gewesen, juckt mich nicht: Ich mache mein Zeug, und irgendwo dazwischen ist die Blutzufuhr unterbrochen. Ich denke nur an den Moment – und genau das sind die Minuten, in denen ich frei bin. Mich interessiert nicht, was sonst wo geschehen ist. Wenn da jemand beim Training gebrannt hat oder wer verzweifelt versucht, mich anzusprechen, kriege ich das nicht mit. Wenn ich Single wäre und jemand würde mich beim Training ansprechen, würde ich vermutlich meine Kopfhörer abnehmen, meinen Kopf zur Seite bewegen und wie ein Eichhörnchen, das aus Versehen Schlaftabletten statt Nüsse hortet, dreinblicken und nichts mitkriegen.

Es. Interessiert. Mich. Nicht.

Wichtig ist nur, dass der Moment, dieser spezielle Augenblick oder diese Aneinanderreihung von Augenblicken nur einer Person gehört: mir. Ich allein trainiere und vergesse alle Verpflichtungen, alle um mich herum. Mich interessieren andere in dieser Zeit nur insofern, als dass ich sie als Trainingsbegleiter wahrnehme und respektiere – was zeigt, dass gegenseitiger Respekt zumindest bei mir keiner fortwährenden Konzentration bedarf, sondern Teil der „Firmware“ ist. Ansonsten dreh ich meinen eigenen Film, bin mein eigener Charakter.

Der schweigende Star in der eigenen Geschichte

Mich interessieren auch die Blicke der anderen nicht, und das sollte sonst auch niemanden interessieren: Jeder, der trainieren geht, ist sein eigener Held, denn man hat sich überwunden und kämpft – kämpft für sich allein, den Kampf vieler anderer zuvor. Keiner hat die anderen zur Kritik eingeladen, das ist kein Film für andere. Es ist auch nicht meiner, also mache ich mein Ding, und ich fuhr und fahre damit sehr gut.

Ich führe übrigens auch keine oder nur sehr selten Dialoge während des Trainings.

Selten kommt es vor, dass ich dabei telefoniere, denn wenn ich trainiere, dann vermischt sich mein innerer Wille zum Sieg über mich selbst mit dem Sieg über den Dialogpartner. Ich denke, ich muss nicht lange hier schreiben, was das konkret für ein Lösungsmittel in jeder Bekannt- oder Freundschaft ist. Selbst für italienische Verhältnisse bin ich hitzköpfig: In einem Gespräch mit einem italienischen Bekannten würde man mir wahrscheinlich sagen: „Hey, bleib mal cool. Chill mal.“ – und dann wäre die Person womöglich später taub.
Um dieses schwarze Loch dreht sich mein gesamtes Universum, und darauf hat es zu hören und zu gehorchen – nichts kriegt mich von den Trainingsgeräten runter. Wenn ich jemandem während des Sports zurückschreibe: Fühl dich geehrt, den du bist die eine Person unter einer Million. Ich bin eine Ein-Mann-Partei, die genau ein Parteiprogramm hat: mich. Koalitionsfähigkeit: null. Kompromissfähigkeit: minus eins (ich entziehe meiner Umwelt die Fähigkeit, überhaupt Kompromisse eingehen zu können).

Wenn ich fertig bin, bin ich fertig. Ich realisiere erst später, was ich geschafft habe – erneut. Ich bin, erneut, stolz auf mich und muss mir die Rechtfertigung nicht von anderen holen. Mein Leben, mein Drehbuch, mein Film, meine Regeln am Set.

Das finden nicht alle gut und oft werde ich gefragt, warum ich so a- oder antisozial sei. Die Antwort ist: Darum. Ich mache das, weil es notwendig ist. Meine Natur, Dinge anzupacken, ist keine grüne Wiese mit Bambi, das gerade drei Gummibärchen zu einer Partie mit Schlümpfen trägt – es ist der tiefste Dschungel und da überlebt nur der Stärkste: und das bin ich. Ich allein. Das ist fies, das ist gemein, aber das bin ich zu mir selbst und nur zu mir. Darin liegt kein Funken Wertung über andere, was man schon daran merkt, dass mir die Wertung der anderen egal ist. Mein Weg, mein Körper, meine Regeln.

Ist es die Lösung für alle? Nein.
Es ist meine Lösung.

Und nur darauf kommt es an.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert