Mein Leben ist keine Kommentarspalte

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Mein Leben ist keine Kommentarspalte

15. August 2025 Über mich 0

Mein Problem mit E-Autos: Hab keines.

Nein, ehrlich, hab ich nicht 🙂 die Reichweite ist für mich meistens ausreichend, aber ich ärgere mich übers Laden fast genauso häufig wie früher übers Tanken. Meine Ladestops sind mit ca. 15 Minuten jetzt nicht übermäßig lang, die Ladesäulen sind in 9 von 10 Fällen direkt nutzbar (Zahlvorgang eingeschlossen), fast an jeder Ecke gibt es Ladesäulen. Der Gameboy-Faktor ist dank der zahlreichen serienmäßigen und bestellbaren Goodies top. Ich vermisse die Traktor-Vibrationen, den Dieselgeruch nicht.

Ich sage nicht, dass E-Autos die Welt retten. Ich sage auch nicht, dass sie für jeden die Lösung sind. Mir ist’s echt absolut egal was ihr fahrt, wohin ihr fahrt. Macht was ihr wollt, ich verfahre ja genauso. Nur machen das nicht alle so. Nur sehen das nicht alle so.

Die Kreuzritter ziehen durchs Land

Mir geht es nicht darum, dass jemand sagt, dass er mit E-Autos nichts anfangen kann (das kann ich nicht genug betonen) – das ist eine Meinung, finde ich ok. Ich finde es sogar so weit ok, dass ich anderen nicht sage: „Hey, du fährst einen Verbrenner? Finde ich… ok“. Weil’s mir schlicht und ergreifend egal ist. Leben und leben lassen, nach dem System fahre ich, wortwörtlich, gelassen. Es würde uns allen gut tun.

Nochmals: Es geht nicht darum, dass Menschen sagen, dass sie mit A oder B nichts anfangen können. Wenn’s missionierend wird, das ärgert mich. Wenn Beleidigungen mit im Spiel sind oder schlicht „Ich muss dir jetzt was über deine Entscheidung erzählen“. Und das betrifft alle Lager (ja, alle, ihr nervt beide).

Wenn mich ein E-Auto-Fahrer darauf anspricht, wie viel besser sein Wagen für die Umwelt ist, interessiert mich das absolut nicht – auch wenn ich Probleme damit habe, das zu glauben, weil das beste Auto für die Umwelt gar keines ist. Aber das ist meine Meinung und die haben ihre: ist gut. Gleiches gilt auch für Menschen, die mir erzählen, wie viel besser ihr Verbrenner ist, den sie sich frisch gekauft haben: Hey, you do you, nice, wenn’s passt, ist deine Sache, auch wenn ich mir insgeheim denke, dass die Autos so viel Elektrik und Batterie drin haben, dass sie ohnehin faktisch einen Hybriden fahren. Der Trick ist:

Ihr erfahrt davon nichts, weil ich’s mir denke. Ich missioniere nicht, weil zwischen meinem Hirn und meinem Mund eine Schranke ist, die sich Anstand nennt. Ihr wisst: Das ist das Ding, das nicht qua Gesetz da ist, sondern weil „es sich mal so gehörte“. So wie die Hose nicht einfach in der Menge runter zu lassen oder laut zu fluchen. Dazu kommt:

Die anderen sind mir oft schlicht: egal. Was weiß ich über euer Leben?! Nix, also halte ich meinen Rüssel da raus.

Ich weiß, da platzt manchem Menschen ein Äderchen im Kopf: mir nicht so. Jemand hat sich letztens meine Solarpanels auf dem Dach angeguckt und fühlte sich, aus heiterem Himmel (es war wirklich ein sonniger Tag) genötigt, mich „Solarfetischist“ zu nennen – und wir haben sonst wenig Worte gewechselt. Ich weiß nicht mal, was die Person als Heizart hat, ich weiß nicht mal, ob sie ein AKW im Keller hat: Das weiß ich nicht, aber mir ist’s egal.

Aber warum werde ICH dann missioniert?

„Aber Fortunato, hör mal: Die wollen uns doch alles verbieten´, da müssen wir uns wehren.“.

Und da fangt ihr mit mir an? Was habe ich euch verboten? Wo hab ich mich euch eingemischt? Wann genau habe ich euch kritisiert? Hab ich ein LED-Panel mit der Aufschrift „Du bist das Böse, weil…“ am Auto oder am Haus klemmen? Könnt ihr euch daran erinnern, wie ich mit der Ausgabe von „Feuchtgebiete – Sümpfe in deiner Umgebung“ vor eurer Haustür stand gefragt habe:

„Guten Tag, ich würde gerne mit dir über Oberflächenversiegelungen reden. Glaubst du an die Wiedergeburt deines Rasens?“

Nein? Vielleicht weil ich da nie mit einer Ausgabe von „FSIDU“ vor eurer Haustür stand und über das Ende des Englischen Rasens mit euch fabuliert habe. Weil. Ihr. Mir. Egal. Seid. Sorry, so geht es vielen anderen auch: Ihr seid, auf der Straße, beim Einkaufen, im Urlaub für viele NPCs.

Macht doch was ihr wollt.

Nein, ernsthaft: Tut es, aber rechtfertigt euch nicht bei mir. Ich fahre meinen Wagen, weil ich die Beschleunigung und die Laufruhe liebe, weil ich es liebe das Maximum aus der Reichweite zu holen, weil ich die ganzen Features abgöttisch mag, weil ich gerne neue Dinge probiere. Hätte ich nicht selbst bei einer Knallgasprobe einen Kolben in die Luft gejagt, hätte ich auch Wasserstoff-Autos versucht, Himmel, ich fuhr auch andere LPGs, nicht aus einem „Umweltgedanken“, sondern weil ich anders bin. „Aber Fortu, auch Erdgas kann…“ – halt den Mund, halt bitte einfach für wenige Minuten den Mund bis ich mit dem Beitrag fertig bin, dann red weiter wenn ich weg bin, ok? Was? Wie? Psst, ganz ruhig:

Es ist mir egal, ich bin ein riesengroßes pragmatisches Spielkind.

Ja, mir ist auch klar, dass ich vielleicht eine Ausnahme bin, aber genau das ist der Punkt: Ihr kennt mich nicht und genauso wie ihr euch gerne darauf beruft, dass „die anderen sich überall einmischen ohne die Hintergründe zu kennen“ berufe ich mich darauf, dass ihr mich kritisiert, ohne zu wissen, wer ich bin. Und mir ist dabei durchaus die Ironie bewusst, dass ich genauso empfindlich klinge, aber das bin ich jetzt und wieder für eine lange Zeit nicht mehr, statt dauerhaft frustriert oder verängstigt zu sein.

Macht bitte einfach euer Ding, ich meines und führen wir eine schöne: „Du-gehst-mir-nicht-und-ich-dir-nicht-auf-die-Nerven“-Beziehung. Lasst die Leute ihr Ding machen, wenn sie feiern, feiern sie. Wenn sie sich aufregen, lasst sie aufregen. Aber macht es für euch: Mein Leben ist keine Kommentarspalte für euch.

Danke und nun weitermachen.

 

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