Was es alles nicht gebraucht hat – Teil 3: Mein Körper ist kein Pharma-Drive-In

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Was es alles nicht gebraucht hat – Teil 3: Mein Körper ist kein Pharma-Drive-In

1. September 2025 Über mich 0

Tacheles: Es gibt Menschen und menschliche Situationen, da ist „etwas weniger Essen und etwas mehr Sport“ als Ratschlag und „Lösung“ genauso hilfreich wie „jetzt etwas weniger Schreien“ nach einer Umarmung der Kettensäge: vollkommen idiotisch. Wenn der Stoffwechsel die weiße Fahne schwenkt oder man gar keine körperliche Möglichkeit zum Sport hat, hat man nicht nur einen deutlich schwierigeren Start: Gerade dann, wenn am meisten vom Motivations-Rettungsseil benötigt wird, hat man einen ganzen Haufen an Ballast, der einen abwärts zieht. Das ist insbesondere dann der Fall, wo das Gehirn entsprechend verdrahtet und das Belohnungszentrum vollständig darauf geeicht ist, zu essen. Das ist bei jedem Menschen anders und für Außenstehende nicht verständlich, aber wo viele Menschen Empathie haben, haben manche ein schwarzes Loch.

Es gibt, zweifelsohne und medizinisch bewiesen (Achtung: Wissenschaft!) den Fall, wo man „Starthilfe“ braucht. Wenn der Arzt dies erkennt und Mittel sowie Operationen als notwendig erachtet, dann gibt es diese Unterstützung. Abnehmen ist ein Marathon und für manche härter als Elden Ring mit verbundenen Augen. Das ist keine Fiktion, das ist Wahrheit und da wir alle nur ein Leben haben, nur ganz wenige „respawnen“, wäre es vielleicht mal an der Zeit, zu akzeptieren, dass nicht jeder die gleiche Startposition hat.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Auf mich traf das nicht zu, weil ich auch so abgenommen habe. Nicht schnell, nicht „einfach so“. Ich hab’s nebenher herausgefunden, weil ich Operationen und Spritzen so toll fand wie die Vorstellung, an einem Boot gefesselt durch einen Fluss voller Krokodile gezogen zu werden: nicht so pralle. Daher war ich erleichtert, dass mein Stoffwechsel wieder in Schuss kam und alles seiner geordneten Wege ging.

Das herauszufinden ist immer der erste und auch beste Weg, denn nur so gewöhnt man sich nicht nur den richtigen Umgang mit Essen und Bewegung für die härteste aller Zeiten an: dem Normalgewicht, wenn es darum geht, das Gewicht zu halten. Zusätzlich hat man so auch den nötigen Muskelapparat, der selbst zur Fettverbrennung jeden Tag beiträgt. Unterm Strich ist mit Sport damit eine kalorientechnische Abwärtsspirale gelegt und das ist langfristig immer besser: Kalorienverbrennung für Umme, ist doch klasse. Eine Art Zinskonto für Kalorien und das Geniale ist: Es werkelt vor sich hin und ist dabei auch komprimierter als vergleichsweise voluminöseres Bauchfett.

Es gibt jedoch einen noch viel (ge)wichtigere Gründe, warum ich solche Medikamente ohne Sport und Ernährungsumstellung als nicht nur unnötig, sondern gefährlich erachte: Gesundheit und Geld, die zwei wichtigsten „G“s in meinem Leben.

Fangen wir mit dem ersten G-Punkt an (pardon, aber den konnte ich mir nicht entgehen lassen!):

Die Gesundheit

Die klassischen Abnehmspritzen, die man heute so kennt, sind vergleichbar mit dem Versuch, im laufenden Betrieb Teile eines AKWs auszutauschen und zu tunen: Kann gut gehen, ohne Frage, dann sind alle froh über die Ergebnis, alles lacht, hurra.
Es kann jedoch auch zu einem GAU führen, der dann kurz- oder schlimmstenfalls langfristig, wenn man vielleicht schon lange davon weggekommen ist, zu massiven Problemen führt, von Unwohlsein bis Entzündungen ist alles drin. So eine Bauchspeicheldrüsenentzündungen ist nichts, was man mal so nebenher abhakt. Daneben gibt es noch Darmbeschwerden, Kopfschmerzen, Müdigkeit und, wer hätte das gedacht: allgemeine Appetitlosigkeit. Alles akute Themen – man hat dann neben weniger Gewicht auch gleich weniger Lebensqualität. Das nenne ich mal eine akute Lose-Lose-Situation: Man hat weniger vom Leben, aber kann sich die Plakette „Hab abgenommen“ irgendwo hinkleben. Klingt für mich langfristig nicht so motivierend…

 Und das sind nur die Medikamente.

Operationen sind weitaus riskanter und gefährlicher – die Nebenwirkungen dort? Der Tod. Das ist eben nicht ohne Grund keine erste Wahl und Menschen, die solch einen Schritt gehen, haben mein tiefstes Mitgefühl, da sie meistens schon viel vorher getan haben um solch eine Nebenwirkungen in Betracht zu ziehen. Oftmals ist da eine Odyssee dahinter, man ist emotional schon „durch“. Inmitten diesem Haufen an negativer Gedanken kommt dann noch die Vorstellung einer gefährlichen OP. Starker Tobak.
Wer also denkt, dass man solch einen Eingriff zwischen Currywurst und zwei Smoothies macht, bei dem würde ich an heißen Tagen gerne Urlaub machen: Wer so einen großen Schatten hat, bei dem muss es regelmäßig kühl in der Birne sein…

Medflix

Ein anderer Aspekt, den ich noch viel interessanter finde ist, dass Abnehmen so zum Abo-Modell wird. Die Medikamente wirken nur, so lange man sie sich spritzt. Setzt man sie ab – und aufgrund der mangelnden Lebensqualität geschieht das oft genug – ist man schnell da oder weiter als da, wo man gestartet ist. Ein Leben lang Spritzen, viel bezahlen und nicht glücklich sein, mmh, irgendwie will mir kein anderer Lebenswandel einfallen, der vergleichbar ist…  und wo man dabei ist, kann man noch weitere bunte Pillen gegen die Nebenwirkungen einwerfen. Ist faktisch wie ein Systemangebot, wie im Supermarkt: Man erhält jede Menge leckerer Sachen und, im Frühjahr, die ganzen Geräte und Hilfsmittel um die Pfunde loszuwerden. Nett, aber irgendwie auch schräg oder besonders fies. Kennt man so eigentlich auch irgendwo von bunten Magazinen, die einem auf dem Coverf-Bild einen gut aussehenden Menschen präsentieren, auf Seite 2 die schönsten Kuchenrezepte, gefolgt von neuen Diäten und auf der letzten Seite Annoncen von Fitnessstudios. 

Man könnte fast meinen, da steckt ein System dahinter… aber Magazine, Supermärkte, die sind doch alle sehr altruistisch, die machen sowas nicht aus Prinzip.

Halt, Stopp!

Um es nochmals klar zu stellen, weil das gerne mal übersehen wird im „Internet – Das Empörium schlägt zurück“: Medikamente und OPs sind, als Begleitung, durchaus eine Option und ein wichtiger Baustein im Zuge einer Abnehmstrategie. Gleichwohl erachte ich es nicht als alleiniges Mittel, weil das keine Langfristigkeit hat. Langfristig ist nur, wenn man sein Leben umstellt. Das ist kein Sprint, das ist ein Marathon und je eher man das begreift, desto einfacher fällt einem der Rest, weil man sich damit arrangiert: Man sucht Strategien, wie man Bewegung im Alltag unterbringt oder sich so ernährt, dass man sich gesünder ernährt. Ich schreibe hier bewusst: „gesünder“, nicht automatisch „gesund“, denn man kann, wenn man viel Sport treibt, auch durchaus gelegentlich tricksen. Es ist alles stets eine Frage der Balance.

Für mich waren diese Optionen schlicht keine. Ich glaube an die Veränderung, nicht en eine Momentaufnahme. Mir ging es aber auch herauszufinden, was ich mir selbst körperlich zutrauen kann. Spoiler: eine ganze Menge. Ich musste und konnte auf diesem Weg erfahren, wo die Grenzen sind, wo und wie ich diese durchbrechen und für mich langfristig erfolgreich sein kann. Das ist bei jedem anders, deswegen mische ich mich nicht bei anderen ein, aber für mich – und darum geht es – waren Medikamente und OPs keine Lösungen, sondern nur ein möglicher Schritt, falls alles andere versagte. Das war nicht nötig, damit war das Thema durch.

Abschließendes

Für mich war dieser Beitrag bewusst ein etwas ernsterer, weil allzu oft Menschen andere Menschen diesen Weg entweder nahelegen oder, auch aus der Fitness-Szene nicht selten unterstellen, obschon das geübte Auge den Unterschied gut erkennen kann. Alles in allem gilt auch hier: Dieser Weg hat mir nicht geholfen, anderen schon und meine Aufgabe erstreckt sich stets darauf, den besten Weg für mich zu finden. Ich kann nicht andere coachen: Weder habe ich die Qualifikation, noch die Einblicke. Aber das Schöne ist, dass sich jeder seine Elemente, seine Werkzeuge für seine Reise aussuchen kann. Medizinische Eingriffe sind am Ende aber das, was sie sind: nichts, was man leichtfertig in Anspruch nehmen sollte – denn der Körper ist ein komplexes System und die Folgen nicht selten erst langfristig beobachtbar. Es gibt jedoch Situationen, da braucht es jetzt Lösungen, da ist nach sorgfältiger Abwägung ein anderer Weg der bessere.

Ich kann nur dazu raten, vorsichtig zu sein, und Wege zu finden, die einen weiterbringen und nicht abhängig machen. Medikamente, OPs sind da gut, wo sie helfen und bei der Zielerreichung unterstützen, wo es eben nicht anders geht, weil man alles versucht hat. Aber mal eben zwischen Tür und Angel etwas spritzen, einwerfen, schnibbeln: Das ist keine Lösung, das ist der schnellste Weg, ewig am „Tropf“ zu hängen und für mich gab es genug andere Alternativen. Dieser Weg ist meiner Ansicht nach der, den man zuerst versuchen sollte, bevor man frustriert in den Pharma-Drive-In fährt – der Weg steht einem am Ende immer offen, aber er hat seinen Preis.

Wie alles im Leben.

 

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